DB6OJ

Einmal Amateurfunk – immer Amateurfunk

Meine ersten Berührungspunkte mit dem Amateurfunk hatte ich bereits Ende der 60er als Schüler. Mein Klassenkamerad Klaus (DK3VC,SK) hatte damals seine Station mit ins Landschulheim geschleppt und machte jede Nacht Funkbetrieb auf Kurzwelle. Was für ein faszinierendes Schauspiel: Ein oranges Leuchten kam aus dem Gerät, es rauschte und knisterte und merkwürdig verzerrte Stimmen erklangen im Raum.
Später haben wir mache Nacht gemeinsam in seinem Shack im Oberricklingen gesessen, wo er viele QSOs mit Übersee führte. Bei der Endstufenleistung jenseits der 1 KW leuchteten die vier Endröhren im Takt der Sprache, wobei gleichzeitig Lampen im Raum dunkler wurden.

Mein Entschluss stand fest: das wollte ich auch haben! Mangels Lizenz und Kleingeld fing ich als SWL an. Mit geliehenen Empfängern habe ich dann die einschlägigen Frequenzen abgesucht und vielen QSO und Radiostationen gelauscht. Irgendwann Mitte der 70er wollte ich selbst QRV werden. Ein umgebautes Taxifunkgerät kam im Käfer hinter dem Fahrersitz (mit kurzem Kabel zur 6 Volt Batterie). Dazu noch eine 5/8 Lambda aufs Dach und es konnte los gehen. Was war ich stolz! Dass das nicht legal war kümmerte mich damals nicht wirklich.

Irgendwann reichte das nicht mehr und ich wollte endlich legal am Funkbetrieb teilnehmen. So habe ich mir neben dem Studium den Prüfungsstoff angeeignet und mich bei der OPD zur Prüfung angemeldet. Erst mal nur zur C-Lizenz, CW kann man ja später noch lernen (dachte ich). So wurde ich im Januar 1981 als DB6OJ QRV.
Mit einem gebrauchten FM-Funkgerät war ich dann mobil unterwegs, zu Hause tat es Kenwood TR-2300 und für unterwegs kam später ein FT-23R hinzu.

Mein OV war der H-42 in Garbsen. Unzählige Stunden verbrachten wir in FM-QSOs und auch in der Clubstation DK0AU. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir Uwe (DF5AM) und seine Frau Ingrid (DL5OAD). Andere OMs aus der Zeit sind Markus (DF8OO), Klaus (DF8ON), Gustav, Rudi (DB9OA) – um nur ein paar zu nennen. Über Ingrid und Uwe lernte ich auch Erich alias Struppi (DJ3JW,SK) aus Katlenburg kennen, der einen starken Eindruck bei mir hinterließ.

Mit der steigenden Verbreitung von Packet Radio wurde ich in dieser Betriebsart aktiv. Über einen TNC2S hatte ich auf 2m Zugang zum PR-Netz und konnte so stundenlang alle erdenklichen Informationen lesen. Anfänglich mit einem Terminal (HP150) und einem der ersten HP-Tintenstrahldrucker. Später kam dann ein richtiger PC (386SX mit 16 MHz Taktrate, 1 GB RAM und 20 MB Festplatte) ins Haus und dazu das Programm „ESKAY Packet SP“ von Siegfried (DL1MEN, SK). Damit war alles viel bequemer. Ich brauchte nicht mehr online lesen, sondern konnte die Infos abspeichern und später offline lesen. Das war zu der Zeit schon ein gewaltiger Fortschritt, denn von dem, was das Internet heute darstellt und bietet haben wir damals nicht mal zu träumen gewagt.

Abseits von PR waren damals BBS-Netze (wie z.B. das Fido-Netz) mit seriellem Modem-Zugang state-of-the-art. Bemerkenswert war die Verbindung zwischen meinem PC und dem TNC. Hier nutzte ich zur Entkopplung einen V.24/RS232 Glasfaser-Extender, den ich über einen OM aus der Firmeninternen IT abstauben konnte und der heute noch im Shack steht.

Mitte der 1990 kam dann der Umzug in das jetzige QTH in Bad Münder, OT Eimbeckhausen und damit leider auch ein starker Einschnitt für das Hobby. Es gab keine direkte Verbindung mehr zu den Kollegen in H-42 und auch keinen Zugang mehr zum 2m PR-Netz. Hinzu kam die Umstellung des Kanalrasters im 2m Band von 25 kHz auf 12,5 kHz, womit ich mit dem vorhandenen Equipment mein Standard Relais DB0WD auf 145.7875 MHz nicht mehr sauber arbeiten konnte. So nahmen dann andere Herausforderungen, Aufgaben und Hobbys den Platz ein, was letztendlich zur Aufgabe des Amateurfunks und nach 25 Jahren Mitgliedschaft 2006 zum Austritt aus dem DARC führte.

Nun schreiben wir das Jahr 2020 und ich bin im Ruhestand. Da ist mir neulich das FT-23R mal wieder in die Hände gefallen. Erste zaghafte Versuche zeigten schnell, dass die Jahre ihren Tribut gefordert hatten – das Gerät sendet einfach nicht mehr. Aber der AFU-Virus war wieder aktiv! Also musste wieder ein Funkgerät her. Für den Wiedereinstieg habe ich mir ein YEASU FT-4X gekauft. Damit bin ich nun auf den Relais auf Deister und Süntel (DB0ROD, DB0SUN, DB0SHG) aktiv und freue mich jeden Tag über die (wenn auch im Vergleich zu früher spärlichen) Kontakte.
Eine Vergrößerung der Reichweite durch eine leistungsfähige Unterdach-Antennenanlage für 2m und 70 cm ist in Arbeit.

Ein OV war auch schnell gefunden. Seit dem 1. April 2020 bin ich Mitglied im OV H-57 Rinteln.
Ich habe, nicht zuletzt bedingt durch meinen Beruf, eine ziemliche Affinität zu digitalen Betriebsarten. So stehen für mich DMR und HAMNET auf der Liste der Dinge, mit denen ich mich in naher Zukunft vermehrt beschäftigen werde.

Im Beitrag finden sich auch ein paar QSL-Karten aus alten Zeiten. Was auffällt ist im Vergleich zu heutigen Karten die schlichte Art des Drucks, die vielen Handzeichnungen und die wenige Farbe.



OV H57